Kurz erzählt

Es lebte einmal ein Mann namens Sisyphos. Er war der Sohn des thessalischen Königs Aiolos und der Gründer und König von Korinth. Er galt als listig und verschlagen und zog sich immer mehr den Zorn der Götter zu, weil er ihre Pläne und Machenschaften zu durchkreuzen wusste. So verriet er dem Flussgott Asopos, dass Zeus dessen Tochter Aigina entführt hatte, und als Zeus Sisyphos zur Strafe Thanatos, den Tod, schickte, überlistete er diesen, indem er ihn betrunken machte und so stark fesselte, dass die Macht des Todes gebrochen war und niemand mehr starb.

Das wiederrum war dem Kriegsgott Ares ein Dorn im Auge, weil er keine Freude daran hatte, dass auf den Schlachtfeldern keiner mehr das Zeitliche segnete. So befreite Ares kurzerhand Thanatos und verschleppte Sisyphos in die Unterwelt. Diesmal vermochte dieser Hades, den Gott der Unterwelt, zu überlisten. Nach damaliger Sitte war es nämlich nötig, den Verstorbenen ein Totenopfer darzubringen. Sisyphos hatte aber seiner Frau Merope vor seinem Gang in die Unterwelt verboten, diesem Brauch nachzukommen, und nun bat er Hades um Erlaubnis, noch einmal in die Welt der Lebenden gehen zu dürfen, um die Ordnung mit dem Totenopfer wiederherzustellen. Zu Hause angekommen dachte er freilich gar nicht mehr daran, sein Versprechen einzulösen und zu Hades zurückzukehren. Dem nicht genug, spottete er lauthals über Hades und dessen Einfältigkeit.

Nach einiger Zeit aber tauchte Thanatos erneut bei Sisyphos auf und diesmal gab es für diesen kein Entrinnen mehr. Keine List, keine Verhandlung half, er wurde mit Gewalt in die Unterwelt gebracht, wo Hades eine ganz besondere Strafe für ihn ersonnen hatte. Ein steiler Hang wurde zum Schauplatz seiner Bestrafung, denn auf diesen musste er künftig ohne Unterlass einen Felsbrocken hinaufrollen. Doch jedes Mal, fast am Ziel, am Gipfel des Berges, entglitt ihm der Stein und er musste immer wieder von vorne anfangen.

Gedanken zum Märchen

  • In seiner Interpretation des Mythos vom Sisyphos beschreibt Albert Camus die menschliche Existenz als hoffnungslose Absurdität. An dieser Stelle zentriert sich die Grundsatzentscheidung, ob unser menschliches Tun Sinn machen kann, oder ob vielmehr alles, was wir zu unternehmen wagen, ohnedies zum Scheitern verurteilt ist.
  • Daran gekoppelt ist die Frage, ob wir als Menschen überhaupt etwas „tun“ (im Sinne von verbessern oder weiterbringen) können, oder ob mit uns ein irrationales Programm abläuft, dem wir wie Lemminge ausgeliefert sind, (vgl. dazu die Forschungen des russischen Wirtschaftswissenschafter Nikolai Dmitrijewitsch Kondratjew, der den Aufstieg und den Niedergang von Hochkulturen beschreibt).
  • Gesetzt den Fall, wir beschließen, dass unser Tun sehr wohl Sinn macht (auch wenn wir unsere Endlichkeit gleichzeitig annehmen und akzeptieren), können wir die Frage stellen, wie man dem Sisyphos helfen kann. Eine Möglichkeit bestünde darin, den Stein mit einem Keil abzustützen, damit er nicht wieder den Berg runter fällt.
  • So ein Keil können Werkzeuge der Organisationsentwicklung sein, (z.B.: Projektmanagement oder Prozessmanagement).
  • Mit dem Bild des Sisyphos und dem Keil, der seine Arbeit absichert, können wir niederschwellig und für jedermann verständlich kommunizieren, warum wir dieses oder jenes Werkzeug anwenden werden und wie es funktioniert.
  • Im Bild „Damit der Stein oben bleibt“ ist die Sinnfrage gut geklärt, bevor wir uns logisch-rational mit dem Werkzeug beschäftigen.

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Märchenland - businessrelevant | Archetypisches Storytelling | Christoph Rabl

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